Commoning

# Dimensionen des Comomning - ist immer einzigartig, weil sich konkrete Handlungsumstände ebenso ändern wie wir und unsere Beziehungen - kann eine Ethik des Sorgetragens erzeugen. Leila Dawney meint gar: “Zuwendung [ist] ein natürliches Ergebnis von commoning." (Dawney, 2013) - ist potentiell verantwortungsvoller Umgang mit der Natur. "Wenn wir fühlen, [...] dass wir an etwas beteiligt sind, das uns […] übersteigt, dann können wir ein Ethos gemeinsamer Verantwortung [...] für unsere Welt entwickeln.", so Dawney. Das ist eine Möglichkeit, keine Realitätsbeschreibung. Tatsächlich verdrängen viele „digitale Commoners“ oft unsere Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen. - bedarf emotionaler Arbeit. Wir müssen uns in der Unsicherheit menschlicher und gesellschaftlicher Beziehungen zurechtfinden und das führt uns immer wieder in die Begegnung mit unserem Selbst. - führt zu einer pluralistischen Ethik, denn commoning geschieht nur selten unter wirklich Gleichgesinnten, sondern Menschen ganz unterschiedliche Ansichten und mit verschiedenen Interessen bringen diese miteinander in Einklang bringen - ehrt verkörpertes und situationsspezifisches Wissen. Die Welt ist ein Netz von Beziehungen ohne Innen und Außen. Kulturen, Bräuche und Rituale spiegeln das. So haben im mittelalterlichen England Commoners ihr Alltagswissen unter anderem durch die quantitative Begrenzung ihrer eigenen Nutzungen von Wäldern, Ackerland oder Wasser umgesetzt (stinting). Dabei ging es nicht um den Zugang selbst, sondern um konkrete Nutzungsobergrenzen, was ein tiefes ökologisches Wissen zur Grundlage hat. - kennt Grenzziehungen aber keine starren Grenzen. Von Fall zu Fall sind konkrete Grenzziehungen notwendig. Commons sind kein Schlaraffenland, wo sich jede*r nach Gutdünken bedienen kann. - schafft sozial und rechtlich Neues. Beispiel Solidarische Landwirtschaft: auf der Next Farm Over in Hadley, Massachusetts, erwerben die Mitglieder einmal im Jahr einen Ernteanteil, den sie einmal pro Woche abholen können. Es gibt keine festen Preise und in der Regel auch keine präzisen Mengenangaben (manchmal Obergrenzen), wie viele Tomaten, Gurken, Radieschen und Salat sie mitnehmen können. Die Mitglieder füllen entweder große, mittlere oder kleine Taschen mit dem Gemüse das sie bevorzugen, je nach dem welchen Anteil (groß, mittel oder klein) sie vor der Produktion erworben haben. Ist die Ernte schlecht, gibt es von dem Mitgliedsbeitrag nichts zurück, denn die Mitglieder einer SoLaWi teilen sich das Produktionsrisiko. So entstehen aus dem gemeinsamen Experimentieren nicht nur soziale Innovationen, sondern auch neue Institutionen und sogar Rechtsformen. - bietet Atempausen vom Kapitalismus, denn es ist auf eine andere Vision des menschlichen Lebens gerichtet als jene, die der Kapitalismus vorgibt. Das heißt auch, dass wir Gesellschaft, Politik und Wirtschaft anders analysieren und besprechen müssen, "epistemisch vom Kapital entkoppelt" wie der Politikwissenschaftler Massimo De Angelis (2012) resümiert. Dadurch öffnen sich ein Denken und eine Sprache, die nicht-kapitalistische Weisen fördert, unsere Welten immer wieder neu herzustellen. Und das wiederum ist Grundlage für eine andere gesellschaftliche Ordnung.

Aber gemach, denn "Commoning [ist] ein Konzept, dem sich nur genähert, das aber nie vollständig erreicht werden kann,” (Euler 2017). Und das nicht zuletzt, weil andere gesellschaftliche Verhältnisse notwendig wären, um das Potential von Commons und Commoning zu entfalten. Doch es gibt nicht das Eine vor dem Anderen, sondern beides zugleich und durch-ein-ander.

# Quellen

Beitrag von Silke Helfrich in Contraste Juni 2017