Prinzipien der Solidarischen Landwirtschaft

Kurze Charakteristika, die eine solidarische Landwirtschaft aus Sicht des Autors, Jan Hendrik Croop, ausmachen sollten. Zur Abgrenzung wird jeweils der im Kapitalismus übliche Gegenpol benannt. Damit soll klar werden, in welchen Aspekten die Logik des Kapitals durchbrochen wird. # Bedarfserhebung statt Marktforschung Denn der Bedarf der Mitglieder ist die Basis der Anbauplanung. Gegenstück ist die Produktion ins Blaue, das Chaos, die alltägliche Spekulation mit den erwarteten  Absatzmengen, das blinde Hoffen auf die Wohlgesonnenheit der unsichtbaren Hand des Marktes. # Beitragen statt Tauschen Jeder wählt selbst wieviel er geben will genauso sollen die Löhne Bedürfnisse der Gärtner_innen/Landwirt_innen decken anstatt sich als minimierbarer Posten in der Kalkulation eines Betriebswirts wieder zu finden. # Freie Entnahme von Produkten anstatt eines exakt vorgegebenen Tauschvorgangs # Nicht-monetäre Beiträge Was kann ich eigentlich beitragen zur Gemeinschaft bzw. Was braucht eigentlich unsere Gemeinschaft? Es wird also eine Reflektion über die Bedürfnisse der Gemeinschaft gefördert, anstatt lediglich den eigenen Nutzen im Auge zu haben. # Gegenseitige Hilfe und Verantwortung werden durch ein gemeinsames Interesse am funktionieren der gemeinsamen Produktion geweckt, anstatt dass gegenläufige Interessen von Konsument und Produzent sich auf dem Marktplatz gegenüber stehen. #Partizipation und Transparenz statt Zertifizierung Ohne Siegel muss zwischen den Bewirtschaftenden und den Mitgliedern ein persönliches Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, dass quasi einer dauerhaften Prüfung durch alle unterzogen ist. Dies geschieht im Falle unserer Solawi praktisch durch den Aufbau eines Rätesystems und autonom funktionierenden Arbeitsgruppen. Blindes Vertrauen in die Einhaltung, teilweise statistisch bemessener Standards wird dadurch abgelöst. # Private Direktkredite statt Bankenkredite Auch bei den Krediten, die für die Gründungen meist nötig sind gilt das Vertrauen lieber einzelnen Bekannten als den Banken. # Freie Vereinbarung Standards und Ansprüche werden gemeinsam festgelegt, an Stelle von z.B. an der Situation und den Möglichkeiten eines Hofes vorbeigehenden Anforderungen eines Siegels. # Keine Produktion möglichst gleichförmiger Waren als Ziel, sondern die Deckung des Gesamtbedarfs einer Gruppe. Die Erhöhung der ökonomischen und ökologischen Effektivität der Produktion ist eine Folge. # Selbst gewählte statt abstrakte Abhängigkeiten In einer solidarischen Landwirtschaft lässt sich jeder auf eine Abhängigkeit von einer überschaubaren und begrenzten Zahl von Menschen ein, während in einer markt-vermittelten Landwirtschaft eine Abhängigkeit zu einem Heer von Unbekannten besteht. Ich will an dieser Stelle für eine positive Betrachtung der personifizierten Abhängigkeit plädieren, denn ich glaube, dass das Bewusstsein von der eigenen Abhängigkeit vom anderen erst die Voraussetzung dafür ist, dass der andere sein Grundbedürfnis nach dem Gefühl gebraucht zu werden befriedigen kann. In unserer jetzigen Gesellschaft verwehrt der Arbeitsmarkt der industriellen Reservearmee dieses Gefühl. # Sinngebung der Arbeit Durch den unmittelbaren Kontakt der Gärtner_innen mit den Essern entsteht ein dankbares Bündnis in dem die gegenseitige Dankbarkeit, im Bewusstsein von der gegenseitigen Abhängigkeit, wieder fühlbar wird. Ein Arbeiten um die Bedürfnisse anderer zu befriedigen ist eine reiche Entlohnung. Niemals kann das kalte Feedback der Verkaufszahlen diese Kommunikation leisten, denn es ist arm und bar jedes menschlichen Antlitzes.